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vzbv: „Handy, Strom oder Zeitung: Jeder Fünfte hat ungewollte Verträge“

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) meldet heute: „Untergeschobene Verträge, ungewollte Vertragsverlängerungen und Probleme bei der Kündigung sind für Verbraucherinnen und Verbraucher ein mitunter teures Ärgernis. Das belegt eine repräsentative Umfrage von forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Demnach sitzt knapp jeder Fünfte auf Verträgen für beispielsweise Telefon, Streamingdienst oder Strom, die er überhaupt nicht abschließen wollte. Von ungewollten Vertragsverlängerungen ist fast jeder Vierte betroffen. Gleichzeitig spricht sich die jeweils deutliche Mehrheit für Lösungen wie kürzere automatische Vertragsverlängerungen, eine Pflicht zur Kündigungsbestätigung oder unkompliziertere Kündigungsmöglichkeiten aus. 

Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung Verbraucher besser vor teuren Kostenfallen wie ungewollten Verträgen für Handy, Strom oder Streamingdienste schützt. Viele Verbraucher stehen derzeit durch Corona finanziell unter Druck. Gleichzeitig entstehen Betroffenen allein durch ungewollte Vertragsverlängerungen ein Schaden von durchschnittlich 335 Euro. Das ist mehr als der einmalige 300-Euro-Kinderbonus, den die Bundesregierung über das Corona-Konjunkturpaket gezahlt hatte. Schwarz-Rot sollte die Auseinandersetzungen rund um das Faire-Verbraucherverträge-Gesetz deshalb beilegen und das Gesetz noch in dieser Legislatur verabschieden. Dies würde viele Menschen entlasten und gleichzeitig die Wirtschaft durch mehr Wettbewerb stärken.

vzbv-Vorstand Klaus Müller

Mehrheit für verbraucherfreundliche Reformen

Die aktuelle Umfrage belegt, dass sich die Verbraucher mehrheitlich pragmatische Lösungen wie einen kürzeren Zeitraum bei automatischen Vertragsverlängerungen, die Verpflichtung der Unternehmen zur Einführung eines unkomplizierten Kündigungsbuttons oder ein Widerrufsrecht bei im Laden abgeschlossenen Verträgen auf Dauer wünschen.

„Während Anbieter Vertragsabschlüsse einfach gestalten, machen sie es Verbrauchern bei Kündigungen und Widerrufen oft sehr schwer. Das ist ärgerlich und unnötig. Die Verbraucher wünschen sich sehr deutlich einen besseren Schutz durch einfache und rechtssichere Lösungen wie einen Kündigungsbutton oder ein Widerrufsrecht bei Vertragsabschlüssen im Laden. Die Politik sollte dem nachkommen und das Leben vieler Menschen einfacher, sicherer und kostengünstiger machen“, so Müller weiter.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick

  • Fast jeder fünfte Befragte (19 Prozent) hat in den vergangenen 24 Monaten mindestens einen Vertrag abgeschlossen, den er in der Form nicht abschließen wollte. Am häufigsten kommen ungewollte Abschlüsse im Bereich Telekommunikation (Telefon, Internet, Mobilfunk) vor, gefolgt von Streamingdiensten und Printmedien.
  • Beinahe jeder Vierte (24 Prozent) hatte in den letzten zwei Jahren mindestens einen Vertrag, dessen Laufzeit sich ungewollt verlängert hat. Unter 45-Jährige sind deutlich häufiger betroffen. 
  • Fast jeder Vierte (23 Prozent), der einen Vertrag widerrufen hat, berichtet von Problemen bei der Ausübung des Widerrufsrechts. Am häufigsten (8 Prozent), weil der Anbieter behauptete, den Widerruf nicht erhalten zu haben. 
  • In mehr als sechs von zehn Fällen (62 Prozent) entstand aus Verbrauchersicht ein finanzieller Nachteil durch ungewollte Vertragsverlängerungen. Diesen Schaden schätzen die Verbraucher im Durchschnitt mit 335 Euro in zwei Jahren ein. 
  • Wer einen Vertrag auf Dauer in einem Ladengeschäft abschließt, hat aktuell kein Widerrufsrecht. Dabei wünschen sich 87 Prozent der Verbraucher dieses Recht. 
  • 65 Prozent wünschen sich eine Verkürzung des Zeitraums automatischer Vertragsverlängerungen.
  • 95 Prozent wollen, dass Unternehmen einen Widerruf oder eine Kündigung per E-Mail automatisch bestätigen müssen.
  • Neun von zehn Befragten (90 Prozent) wünschen sich einen Kündigungs-Button auf einer Unternehmenswebseite. 
  • 70 Prozent der Befragten präferieren kurze Vertragslaufzeiten vor längerfristigen Verträgen. 

Für die Umfrage von forsa im Auftrag des vzbv wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren in der Zeit vom 24. September bis 9. Oktober 2020 telefonisch befragt.“